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Fluchtwege

Die maximale Fluchtweglänge zu einem Ausgang ins Freie beträgt 35 m.

Einzelne Räume dürfen zu Nutzungseinheiten zusammengefasst werden, wenn Sie in einem funktionellen Zusammenhang zu einander stehen. Ein Beispiel sind Büros, Aufenthaltsraum und Korridor. Innerhalb der Nutzungseinheit darf der Fluchtweg über mehrere angrenzende Räume führen.

Spezialfall: Wenn der horizontale Fluchtweg zu mindestens zwei separaten Ausgängen ins Freie oder in Treppenhäuser führt, darf der Fluchtweg (bestehend aus dem horizontalen Fluchtweg und dem Weg im Raum) 50 m betragen. Der Fluchtwegteil innerhalb der Nutzungseinheit darf jedoch auch in diesem Fall 35 m nicht überschreiten.

Berechnung der Länge von Fluchtwegen

  • Innerhalb der Nutzungseinheit darf der Fluchtweg über maximal einen angrenzenden Raum, z. B. eine Kombizone, zu einem horizontalen oder vertikalen Fluchtweg führen.

  • 1 Notausgang, maximale Fluchtweglänge 35 m.

  • 1 Notausgang, maximale Fluchtweglänge 35 m.

  • Fluchtweg maximal 35 m: Raumteilende Trennwände müssen berücksichtigt werden.

  • Fluchtweg maximal 35 m: Tische, Stühle, Kopierer oder andere Geräte werden nicht berücksichtigt.

  • Innerhalb einer Nutzungseinheit darf der Fluchtweg über mehrere Räume führen.

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Beantworten Sie zwei bis drei Fragen, wir berechnen die geforderte Breite und die Anzahl von Ausgängen und Treppenhäusern.

Breite von Fluchtwegen und Ausgängen berechnen

Falls Sie die Anzahl der Ausgänge und die Breite von Fluchtwegen selbst bestimmen möchen, finden Sie die nötigen Angaben dazu im Folgenden.

Breite von Fluchtwegen und Ausgängen

Der horizontale Fluchtweg muss mindestens 120 cm breit sein.

Aus einem Raum, in dem sich mehr als 100 Personen aufhalten können, sind zwei voneinander unabhängige Fluchtwege nötig.

Anzahl und Breite der Ausgänge (Mindestanforderungen)

bis 50 Personen1 Ausgang, 90 cm breit
50 bis 100 Personen 2 Ausgänge, je 90 cm breit
100 bis 200 Personen 3 Ausgänge, je 90 cm breit oder 2 Ausgänge, 1,20 m und 90 cm breit

Im Bereich der Arbeitsplätze sind unabhängig von der Personenbelegung Ausgänge mit einer Breite von 90 cm zulässig.

Für alle anderen Räume, z. B. Restaurants oder Versammlungsräume, gilt:

Bei einer Personenbelegung > 200 muss jeder Ausgang mindestens 1,2 m breit sein.

Die notwendige Breite der Fluchtwege wird mit einem Faktor berechnet:

  • ebenerdig: 60 cm pro 100 Personen
  • Unter- oder Obergeschosse (Räume, die mit Treppen erschlossen sind): 60 cm pro 60 Personen.

Massgebend ist der Raum mit der grössten Personenbelegung.

Ein Rechenbeispiel

Grösste Belegung: 320 Personen im Obergeschoss

Fluchtwegbreite = (320 Personen * 0,6 m) / 60 Personen = 3,2

Lösungsvariante:
2 Ausgänge: 1,8 m und 1,4 m breit, Treppenlaufbreiten: 1,8 m und 1,4 m

 

Personenbelegung ≥ 300: Mindestens zwei Drittel der Ausgänge müssen direkt in horizontale oder vertikale Fluchtwege führen.

Personenbelegung < 200: Wenn mindestens drei Ausgänge vorhanden sind, darf die Durchgangsbreite von Türen im Fluchtweg auf 90 cm reduziert werden.

Anzahl Treppenhäuser und Treppen

In Gebäuden mit geringen Abmessungen (max. 2 Stockwerke) gibt es keine Vorschriften bezüglich der Anzahl Treppenhäuser (vertikale Fluchtwege).

Aus Räumen, in denen mehr als 100 Personen anwesend sein können, sind jedoch mindestens zwei unabhängige Fluchtwege gefordert.

Mindesthöhe von Treppenhäusern

Die lichte Durchgangshöhe muss mindestens 2,1 m betragen.

Mindestbreite von Treppen und deren Podesten

  • geradläufige Treppen: 90 cm
  • Wendeltreppen: 1,2 m mit einer minimalen Auftrittsbreite von 10 cm

An Treppen innerhalb der Nutzungseinheit werden keine Anforderungen gestellt.

Türen und Schiebetüren

Die lichte Durchgangsbreite von Türen muss mindestens 90 cm betragen. Türen zu untergeordneten Räumen, z. B. Putzräumen oder Sanitärräumen, dürfen schmaler sein.

Falls der Betrieb nicht ArGV4 unterstellt ist, darf das lichte Durchgangsmass bei Türen zu Räumen mit einer Belegung von maximal 20 Personen auf 80 cm reduziert werden.

Türen müssen sich in Fluchtrichtung öffnen lassen. Ausgenommen sind Türen zu Räumen, die mit weniger als 20 Personen belegt sind.

Türen in Rettungswegen müssen von den Einsatzkräften von aussen geöffnet werden können.

Bei einer Belegung bis 6 Personen sind Schiebetüren möglich.

Kipp-, Hub-, Roll-, Schnelllauf- und Schiebetore sowie Drehtüren sind nur zulässig, wenn sie Türen enthalten, die sich in Fluchtrichtung öffnen lassen, oder wenn zusätzliche solche Türen vorhanden sind.

Bei Schnelllauftoren genügt es, wenn sie sich in Fluchtrichtung ohne Hilfsmittel von Hand rasch und sicher öffnen lassen.

Automatische Schiebetüren

Automatische Schiebetüren, die gleichzeitig als Brandabschluss und Fluchttüre dienen, müssen in der Regel als geprüfte Konstruktionen mit eingebauter Flügeltüre ausgeführt werden.

Sind Schiebetüren in Fluchtwegen zulässig, müssen sie mit einer Brandfallsteuerung versehen sein (angesteuert über eine Brandmeldeanlage bzw. über Einzelrauchmelder). Die Steuerung muss die Öffnungsautomatik (z. B. Sensor) übersteuern. Der Abschluss muss zudem mit einer elektrisch gesteuerten Absicherung nach SN EN 13637 versehen sein.

Als Alternativen können zwei Türen neben- oder hintereinander angeordnet werden:

  • Die Schiebetüre mit Feuerwiderstand schliesst bei Stromausfall und im Brandfall automatisch. Eine feuerwiderstandsfähige Flügeltüre daneben gewährleistet den Fluchtweg.
  • Die Schiebetüre ohne Feuerwiderstand öffnet bei Stromausfall und im Brandfall selbsttätig. Vor oder hinter der Schiebetüre ist eine Flügeltüre, die in diesen Fällen selbsttätig schliesst.

Für Betriebe, die ArGV 4 unterstellt sind, gilt:

  • Die zuständige Behörde kann abweichende Anforderungen an Anzahl, Breite, Gestaltung und Anordnung der Ausgänge stellen.
  • Die lichte Breite einflügeliger Türen muss mindestens 90 cm betragen.
  • Bei zweiflügeligen Türen, die sich nur in eine Richtung öffnen lassen, muss ein Flügel eine lichte Breite von mindestens 90 cm aufweisen.
  • Bei zweiflügeligen Pendeltüren muss jeder Flügel eine lichte Breite von mindestens 65  cm aufweisen.

Schliess-Systeme

Bei Türen in Fluchtwegen, die abgeschlossen werden, müssen Schliess-Systeme nach SN EN 179 oder SN EN 1125 eingesetzt werden.

Ausgenommen sind Türen zu Räumen, die nur einen Ausgang haben. Beispiele sind Büros, Lager, Technik- oder Kellerräume. 

Notausgangsverschlüsse oder Paniktürverschlüsse?

Massgebend ist, ob eine Paniksituation erwartet werden muss. Dies hängt von verschiedenen Faktoren ab. Ein Anhaltspunkt gibt die Personenbelegung. Ist sie kleiner als 2 Personen/m² ist in der Regel keine Paniksituation zu erwarten.

Falls eine Paniksituation erwartet werden muss, sind Paniktürverschlüsse gefordert. Ansonsten reichen Notausgangsverschlüsse aus.

  • Beispiel Notausgangsverschluss

  • Beispiel Paniktürverschluss

Gut sichtbar und klar markieren

Fluchtwege und Notausgänge müssen gut erkennbar markiert sein.

Horizontale und vertikale Fluchtwege müssen mit einer Sicherheitsbeleuchtung ausgestattet sein.

Für Rettungszeichen ist eine Sicherheitsbeleuchtung nicht vorgeschrieben, sie wird aber empfohlen.

Rettungszeichen und Sicherheitsbeleuchtung richtig anbringen

Ausgänge, die nicht sofort als solche erkennbar sind oder nur in Notfällen benutzt werden, müssen klar gekennzeichnet sein.

Richtungsanzeiger sind gefordert, wenn:

  • die Fluchtrichtung nicht sofort ersichtlich ist,
  • sich Personen aufhalten, die mit den örtlichen Verhältnissen nicht vertraut sind.

Informationen dazu finden Sie im Abschnitt «So müssen Rettungszeichen gestaltet sein».

Dekorationen oder andere Einrichtungen dürfen die Sicht auf die Rettungszeichen nicht behindern.

Andere Zeichen oder Beschriftungen und Spiegel dürfen nicht ablenken oder zu Verwechslungen führen.

Die Rettungszeichen zur Kennzeichnung von Fluchtwegen und Ausgängen müssen quer zur Fluchtrichtung auf Türsturzhöhe angebracht sein.

 

Beispiel Notausgangstüre

  • Richtig – das Rettungszeichen muss über der Türe angebracht werden. Der Pfeil zeigt auf die Notausgangstüre.

  • Falsch – das Rettungszeichen zeigt richtigerweise auf die Notausgangstüre, der Pfeil weist jedoch nach links. Ohne zusätzliche Markierung der Türe besteht die Gefahr, dass Flüchtende im Dunkeln nach links rennen, also an der Türe vorbei. Bei absoluter Dunkelheit und bei Rauch wird nur noch der Richtungspfeil als Orientierung wahrgenommen.

Anforderungen an die Sicherheitsbeleuchtung

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die Sicherheitsbeleuchtung leuchtet die Bodenzone und den Weg ins Freie aus (minimale Beleuchtungsstärke 1 Lux)
  • Leuchten in Bodennähe müssen bruchfest sein
  • Bei Stromausfall muss die Sicherheitsbeleuchtung rechtzeitig einschalten und mindestens 30 Minuten lang leuchten
  • Tragbare Sicherheitsleuchten sind nur in Räumen erlaubt, in denen sich ausschliesslich Betreuungspersonen aufhalten
  • Die Sicherheitsbeleuchtungen dürfen nicht mit einem Hauptschalter oder einem Schalter der normalen Raumbeleuchtung ausgeschaltet werden können

Detaillierte Informationen finden Sie im Fachthema «Sicherheitsbeleuchtung und Rettungszeichen».

So müssen Rettungszeichen gestaltet sein

Die Pfeilrichtung zeigt dem Flüchtenden die Fluchtrichtung an. Die Personen müssen sich auf eine unmittelbare, korrekte Richtungsangabe verlassen können. Grundsätzlich darf eine Richtungsangabe nie im Voraus angegeben werden. Hinweise wie «Hinter der Türe geht es abwärts» sind nicht zulässig. Es muss immer die unmittelbare Situation gekennzeichnet werden.

Damit Rettungszeichen sprachunabhängig und weltweit einheitlich sind, sollten Textschilder wie «EXIT», «NOTAUSGANG» und «SORTIE SECOURS» nicht mehr eingesetzt werden. Ausnahmen müssen durch die zuständige Behörde bewilligt werden.

Innerhalb eines Gebäudes müssen die Rettungszeichen einheitlich sein.

Gültige Symbole

  • Abwärts gehen nach rechts unten (z. B. bei Etagenwechsel im Verlauf von Treppenräumen/vertikaler Fluchtweg)

  • Aufwärts gehen nach rechts oben (z. B. bei Etagenwechsel im Verlauf von Treppenräumen/vertikaler Fluchtweg in Untergeschossen)

  • Abwärts gehen nach links unten (z. B. bei Etagenwchsel im Verlauf von Treppenräumen/vertikaler Fluchtweg)

  • Aufwärts gehen nach links oben (z. B. bei Etagenwechsel im Verlauf von Treppenräumen /vertikaler Fluchtweg in Untergeschossen)

  • Nach rechts gehen (Laufrichtung anzeigen)

  • Nach links gehen (Laufrichtung anzeigen)

  • a) Geradeaus gehen (Laufrichtung anzeigen)
    b) Geradeaus und durch eine Tür gehen; wenn das Zeichen über einer Tür angebracht ist (Laufrichtung anzeigen)

International genormte und registrierte Rettungszeichen sind in der Norm SN EN ISO 7010 enthalten.

Achtung!

Ihr Gebäude gehört wahrscheinlich in die Kategorie «Gebäude mit geringen Abmessungen». Falls eine der folgenden Aussagen zutrifft, müssen Sie jedoch eine andere Kategorie wählen:

  • mehr als ein Geschoss unter Terrain: Wählen Sie die Kategorie «bis 11m»
  • mehr als zwei Geschosse über Terrain: Wählen Sie die Kategorie «bis 11m»
  • Summe aller Geschossflächen grösser als 600m2: Wählen Sie die Kategorie «bis 11m»
  • Im Ober- oder im Untergeschoss liegt ein Raum für mehr als 300 Personen: Wählen Sie die Kategorie «bis 11m»
Zusätzliche Anforderungen bei ArGV 4

In Betrieben, die den Arbeitnehmerschutzbestimmungen des Bundes (ArG Verordnung 4) unterstellt sind, kann die zuständige Behörde Anforderungen stellen, die über die Brandschutzvorschriften hinausgehen.

Bei besonderen Gefahren für die Mitarbeitenden können z.B. zusätzliche oder kürzere Fluchtwege gefordert werden.

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